"Das ist keine Pfeife." Dieser Satz steht unter dem berühmten Bild
'La trahison des images'
von René Magritte. Wenn man kurz darüber nachdenkt ist es offensichtlich, dass die Pfeife und
das Bild einer Pfeife zwei verschiedene Dinge sind.
Was passiert aber, wenn wir diesen Gedanken etwas weiterspinnen?
Es stellt sich heraus, dass die Einsichten, die man in diesem Prozess gewinnt uns dabei helfen zu verstehen,
was es bedeutet etwas zu 'verstehen'. Darüber hinaus gibt es uns ein mächtiges Werkzeug zum Problemlösen
und verbindet viele alltägliche Dinge, die auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam haben.
Zu guter Letzt gibt es uns die Grundlage, um ein paar interessante philosophische Fragen aufzuwerfen und
teilweise auch zu beantworten.
Bilder und Fotos sind aber nicht die einzige Art von Modellen, die im Alltag vorkommen.
Ich möchte hier erstmal zeigen, dass Modelle fast alle Bereiche unseres Lebens durchdringen.
Los geht's!
Abbildungen sind natürlich nicht auf zwei Dimensionen beschränkt. Wir können Objekte auch mit Stein, Knete, Holz, Eis oder Metall formen.
Eine Karte ist ein verkleinertes und vereinfachtes Abbild der Welt, bei dem
man versucht möglichst viele geometrische (oder andere erwünschte)
Eigenschaften korrekt abzubilden.
Beispiele sind
Google maps,
ein Architekturplan oder ein Verkehrslinienplan
der Bus- und Bahnlinien in ihrer Nähe.
Im Englischen wird oft auch 'map' (Karte) im Sinne von 'Abbildung' als Synonym für 'model' verwendet.
Simulationen können ganz einfach mit Spielsteinen, auf einem Blatt Papier oder komplexer mit Hilfe eines Computers aufgesetzt werden. Sie können helfen reale und potentielle Situationen zu bewerten, als Lernhilfe dienen oder benutzt werden, um (in beschränktem Maße) die Zukunft vorherzusagen (Wettermodelle). Gedankenexperimente waren auch eines der wichtigsten Mittel der theoretischen Physik bevor es Computer gab.
Eine Simulation muss aber nicht komplett theoretisch sein. Flugsimulatoren bilden die reale Situation im Cockpit zum Beispiel besser ab und werden deswegen zur Ausbildung von Piloten benutzt.
Eine der am weitesten verbreiteten Lernmethoden bei Menschen ist
Lernen durch Nachahmen. Wir simulieren das Verhalten der anderen in unserem Kopf
und versuchen es dann nachzumachen.
Insbesondere beim Rollenspielen üben Kinder die Welt der Erwachsenen
ein, entweder als 'Theater' oder Puppenspiel.
Aber auch in der Erwachsenenwelt findet man 'Theater' und Spiele jeglicher Art.
So kann man Fussball einerseits als simulierten Konflikt
sehen, aber auch als 'so tun als ob' Spiel, wo einem zufälligen Ziel
(das Runde soll ins Eckige) zeitweise ein echter Wert zugeordnet wird.
Auch viele Computerspiele basieren darauf, einen kleinen Aspekt der Wirklichkeit
(nicht unbedingt wahrheitsgetreu) zu simulieren.
Beispiele sind Wirtschaft, Krieg/Konflikt oder das menschliche Leben.
Wenn sie diese Worte lesen, sollte sich in ihrem Kopf ein Modell der Situation aufbauen.
Die meisten Menschen werden sich die Situation bildlich vorstellen, andere betonen eher die Gerüche
oder Geräsche. Unser Gehirn ist erstaunlich gut beim Erzeugen solcher Fantasiewelten
und wir nutzen Bücher und Filme, um absichtlich in solche einzutauchen.
Eine andere Art der Vorstellungskraft ist
Empathie.
Wir können uns
in eine andere Person hineinfühlen und uns vorstellen, wie sie sich fühlt oder
was sie vorhat. Wenn wir jemanden sehr lange kennen, kann es uns so vorkommen, als ob eine Kopie
dieser Person in unserem Gehirn lebt. Oft können wir sogar vorausahnen, wie sie in
bestimmten Situationen reagieren wird.
Eines der mächtigsten Denkwerkzeuge, die wir kennen sind Graphen und abstrakte Modelle, insbesondere die Mathematik (obwohl viele Zweige der reinen Mathematik nicht mehr offensichtlich Dinge in der realen Welt beschreiben). Innerhalb der Mathematik sind beispielsweise die (algebraische) Topologie, Algebra oder Kategorientheorie aus der Idee entstanden, dass man vereinfachte Modelle anderer mathematischer Objekte betrachtet.
Was ist eigentlich ein Buchstabe? Vereinfacht gesagt ist es eine Repräsentation
eines menschlichen Lautes durch ein visuelles Symbol. Diese geniale Idee erlaubt
es uns Worte wie diese hier auf Papier oder einem Computer festzuhalten, um diese
anderen Menschen zur Verfügung zu stellen. Noch deutlicher sieht man das vielleicht
bei der musikalischen Notation.
Aber auch Worte selbst sind nur Verweise auf Konzepte, die sich in unserem Kopf befinden.
Diese Konzepte selbst sind vereinfachte Modelle der Realität.
Insofern ist 'Schrift' also ein Modell dritter Stufe (auch wenn geübte Leser die Stufe
der Lautsprache überspringen können).
Ich hoffe die bisherigen Beispiele haben einen Vorgeschmack auf die Breite der Anwendungsgebiete geben können. Ich möchte aber betonen, dass das nur eine kleine Auswahl war und noch viele wichtige Themen fehlen. Ich möchte zum Schluss noch ein paar ganz konkrete Anwendungsfelder geben.