Nützliche Denkfilter
Um ein Problem, eine Idee oder eine Situation besser zu verstehen, kann es helfen
verschiedene Aspekte gesondert zu betrachten und zu erforschen. Ich mache das oft bewusst
mit Hilfe von 'Denkfiltern'. Hier ist Version 1.1. Feedback willkommen!
Hier geht es zurück.
Bemerkung: Wenn man auf einzelne Elemente der Liste klickt, erscheint eine Unterliste
mit Erklärungen und Beispielen.
- Grundlagen - back to basics
- Start und Ziel ⊕
- Was ist die Ausgangssituation und was will man am Ende erreichen?
- Verstehe das Problem! Sehr oft lösen wir das falsche Problem,
weil wir uns nicht die Zeit genommen haben das wirkliche Problem zu finden.
- Führe die Ziele auf konkrete fundamentale Werte zurück.
- Manchmal kommt es nicht nur darauf an was man macht, sondern auch wie/warum man es macht.
("Der Weg ist das Ziel.")
- Informationen ⊕
- Was ist bekannt/gegeben? Was für Informationen brauchen wir?
- Bücher, Internet (Google, Wikipedia, ...)
- Freunde, Familie und Internetforen (Anonymität)
- Einen Experten anschreiben?
- Informationsquellen (Zuverlässigkeit) und Informationsfluß
- Systematische Herangehensweise ⊕
- Denken mit Stift und Papier! (und Computer...)
- Dinge dokumentieren und Daten sammeln
- Erkunde die möglichen Alternativen
- Nimm nicht sofort die erste Lösung, die dir einfällt!
Das ist selbst unter Zeitdruck eine gute Idee, auch wenn man
natürlich aufpassen muss nicht zu viel Zeit beim Nachdenken zu
verwenden.
- Wissenschaft und Philosophie ⊕
- Welche grundlegenden Prinzipien und Konzepte braucht man hier?
- Gerade wenn etwas 'offensichtlich' erscheint, ist die Zeit genauer nachzufragen!
- Zurückführen auf Dinge, die man versteht.
- Praktische Aspekte
- Raum und Zeit ⊕
- Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft
- Anfang und Ende! Wie lange wird das dauern?
- Wo? Wie groß? Lage im Raum?
- Experimente, ausprobieren! ⊕
- Was davon kann man testen?
- Methode: Halte möglichst viele Dinge konstant und variiere nur
einen Parameter, um zu verstehen, wie das 'System' darauf reagiert.
- Übertrieben einfache Situationen zum Ausprobieren
- Übung und Training
- Kann man ein Spiel daraus machen?
- Welche Gedanken muss der Mensch gehabt haben,
der das als erster gemacht hat? Wie kann ich mir das selbst herleiten?
- Geld und Resourcen ⊕
- Materialien, Zeit und Menschen
- Welche Fähigkeiten und welches Wissen ist notwendig?
- Genug Motivation und Interesse?
- Bewertungen und Gefühle ⊕
- gut/schlecht, wichtig/unwichtig, interessant/uninteressant
- Psychologie
- Was will ich/er/sie wirklich?
- Kriterien für Erfolg im Voraus festlegen!
- Da stimmt was nicht ⊕
- Fehlerarten (Was kann denn alles schiefgehen?)
und Korrektur (Redundanz/backup Systeme und Stabilität)
- Zweifel (Frage: Wirklich?); mit anderen Personen sprechen, um einfache
Denkfehler zu vermeiden
- Illusionen und Missinformation: Was habe ich übersehen?
- Welche Annahmen habe ich unbewusst gemacht, die ich hinterfragen sollte?
- Gegenbeispiele suchen
- Pragmatismus ⊕
- (Un-)Möglichkeit: was geht und was nicht?
- Wenn etwas so nicht geht, geht es vielleicht anders?
- Dinge gewichten und gegeneinander abwägen
- Akzeptiere Dinge, die du nicht ändern kannst.
Konzentriere dich auf das, was möglich ist!
- Ich-wir-andere ⊕
- Wie werden andere darauf reagieren?
- Welchen Einfluss hat das auf die Umwelt? (Umwelt = alles was uns umgibt)
- Externalitäten: (un)erwünschte Nebeneffekte
- Wie sieht die Situation aus, wenn ich sie von dem Standpunkt einer
anderen Person ansehe?
- soziale Gruppen und meine Rolle darin
- Arbeitsteilung: Kann mir jemand helfen? Kann ich etwas kaufen?
- Kommunikation
- Anwendungen ⊕
- Wozu kann man das (noch) gebrauchen?
- Kann man damit anderen Menschen helfen und Geld verdienen?
- Technologie ⊕
- Kann man Werkzeuge erstellen/kaufen,
die diese Aufgabe einfacher machen?
- Computer und Algorithmen
- Automatisierung
- Vorlagen und Listen, Standards
- Kreativität ⊕
- 'Brainstorming' mit anderen
- Wenn man in einer Denksackgasse ist, verändere die Situation und
denke erneut über das Problem nach
(andere Tageszeit, anderer Ort (ein Cafe statt daheim),
beim Duschen, Spazierengehen, usw. alles ist erlaubt :-)).
- Parametervariation:
- Schreibe die Situation möglichst konkret in einem Satz auf.
Zum Beispiel: "Ich möchte ein Auto kaufen."
(Das ist nicht sehr konkret...ich wollte das Beispiel einfach halten.)
- Geh durch die einzelnen Wörter und überlege, wodurch man diese
ersetzen könnte oder was diese genau bedeuten.
Beispiel: 'Ich' [siehe: "ich-wir-andere"]
'möchte' [muss/sollte/darf?]
'ein' [zwei/drei/viele? 1/2 oder 1/5?] 'Auto' [Fahrrad/Roller/Kleinbus/...?]
'kaufen' [ausleihen/mieten?]
- Wenn dir neue Aspekte auffallen, unter denen man das Problem betrachten kann,
erforsche diese.
Wenn das Ziel stattdessen ist neue Ideen zu generieren,
schreib die konkreten Beispiele erneut auf
und wiederhole den Prozess damit. Versuch vor allem neue interessante
unabhängige 'Parameter' zu finden, die man ändern kann.
(Beispiele: Farbe, Form, Ort, Material, Anzahl, ...)
- Beispiele ⊕
- einfache oder vertraute Beispiele (Taube)
- interessante, extreme und besondere Fälle (Pinguin, Strauß)
- typische Beispiele (Amsel, Adler, Gans)
- Level up ⊕
- Von einfach zu komplex: Anstatt das ganze Problem auf ein Mal zu
lösen, kann man sich vielleicht 'hocharbeiten'?
- Was kann man aus dieser Situation lernen?
- Evolution
- Induktion (leite den komplizierten Fall aus einem Einfachen her)
- Dynamik und Stabilität ⊕
- Was verändert sich und was nicht?
- Wie verändern sich die Dinge?
- Stabilität (Kraft wirkt gegen Veränderung)
- Invarianten (+ Symmetrie)
- Design ⊕
- Denk an die Benutzer/Leser...
- Kann man etwas so erstellen, dass es sich selbst korrigiert?
(Mikrowelle schaltet sich aus, wenn man die Tür aufmacht.)
- Für Mathematiker: Was ist eine gute Notation?
- Optimierung ⊕
- Wie kann man das besser machen?
- Günstiger/schöner/zuverlässiger
- Wie sieht eine perfekte Lösung aus?
- Was ist der limitierende Faktor?
- Just do it! ⊕
- Oft hilft es einfach mal anzufangen und dann aus den Fehlern und
Erfolgen zu lernen, anstatt zu viel nachzudenken.
- Wann tut es auch eine Pfuschlösung?
- Konstruktiv denken ⊕
- Kampf/Wettbewerb → Kooperation
- Müll → Rohstoff
- Fehler machen → etwas Lehren/Lernen
- Abstrakt
- Verbindungen und Vergleiche ⊕
- Dinge existieren nicht in Isolation. Wie fügt sich das Problem/die Idee
in das allgemeine Weltbild ein? Kontext!
- Kann eine Analyse ähnlicher Situationen helfen diese Situation besser
zu verstehen? Hat jemand schon mal ein ähnliches Problem gelöst?
- Imitation!
- Mindmap erstellen
- Absolut vs relativ ⊕
- Was sind die (absoluten) Fakten?
(Beispiel: Ein gut dokumentiertes Ereignis das in der Vergangenheit liegt.)
- Beispiele für relative Konzepte:
gut/schlecht, mathematische Theoreme (Wenn ... dann ...), groß/klein,
Sinn/Grund für etwas, Erklärungen, ...
- Konkretes Beispiel: Ist Regen gut? Naja, wenn du zum Strand willst,
dann ist es nicht gut für deine Tagesplanung,
aber wenn es eine Dürreperiode gab, ist es gut für die Pflanzen.
- Relatives Wissen kombiniert mit absolutem Wissen kann
wieder absolute Informationen geben.
Beispiel: Beobachtungen + Mathematik → Informationen über Dinge,
die man nicht direkt untersuchen kann.
- Verallgemeinerung und Abstraktion ⊕
- Amsel → Vogel → Lebewesen → physikalisches Objekt
- Lernen → Veränderung
- Fussball → Massenpunkt
- Zahlen, Punkt/Gerade/Ebene, Funktion, Graph, ...
- Methode zum erzeugen neuer Ideen:
Zuerst Abstrahieren und danach wieder Konkretisieren.
- Metalevel ⊕
- Philosophie
- Warum genau machen wir das jetzt?
- Welche Methoden/Ideen benutzen wir? (→ ergibt diese Liste :-))
- Den Vorgang als externer Beobachter beschreiben.
- Beispiel: Beim Lesen eines Buches/Artikels kann man über den Autor
und seine Motivation nachdenken.
- Besonders ⊕
- Was sind die Ausnahmen, Spezialfälle oder Grenzfälle?
- Singularitäten, Phasenübergänge, kritische Werte
- Dualität ⊕
- Negation, Gegenteil
- Inverser Zugang: Von der Lösung starten und sich rückwärts
'vorarbeiten'. Kann etwas 'schlechtes'/nutzloses für etwas Positives benutzt werden?
- innen/außen, aktiv/passiv, an/aus, direkt/indirekt,...
- Kombinatorik ⊕
- Kombiniere verschiedene Ideen miteinander (Wende das auf diese Liste an!!)
- Bau ein Model der Situation
(siehe 'Kreativität' für ein Beispiel eines 'Sprachmodels').
Identifiziere die unabhängigen Eigenschaften/Parameter.
Untersuche 'alle' möglichen Kombinationen der Werte.
- Reduktionismus ⊕
- Zerlege in Teile und untersuche diese getrennt. Dann setze wieder alles
zusammen.
(Für Mathematiker: betrachte Funktionen S → X,
wobei S 'einfach' ist. Beispiele: Fundamentalgruppe, Überlagerung, Präsentation)
- Beschreibe die grundlegenden Eigenschaften des Systems.
(Für Mathematiker: betrachte Funktionen X → E, mit 'elementarem' E.
Beispiele: Grenzwerte, Fourier-Transformation, Einbettung, Repräsentation)
- Details beachten und Gesamtbild nicht aus den Augen verlieren
- Quantitative vs qualitative Modelle ⊕
- Kann man das mit Zahlen ausdrücken? Kann man hier etwas messen?
- Unendlichkeit und Grenzwerte (als vereinfachte Extremfälle)
- Kann man sich umgekehrt ein vereinfachtes Bild machen, indem man die
konkreten Zahlen und Fakten ignoriert?
- Selbstbezug ⊕
- Rekursion
- Selbstverstärkende Effekte, Resonanz
- Eigenschaft von Eigenschaften, Menge von Mengen, ...
- Selbstreflektion und Selbstbewusstsein
- Feedback (Beispiel: Suppe abschmecken)
- Modelle (siehe auch hier)
- Klassifikation ⊕
- Einteilen nach Eigenschaften und dann gesondert betrachten.
- Klassifikation kann einer der ersten Schritte dabei sein eine
komplexere Struktur zu finden. Beispiel: Klassifikation der Lebewesen.
- Sprache ⊕
- Beschreibung
- Definitionen und Namen
- Symbole, Zeichen und Bilder!
- Struktur ⊕
- Etwas Komplexes als eine Einheit sehen (zum Beispiel:
ein Auto, die Menschheit, ein Apfelbaum).
Umgekehrt kann man solche Einheiten
(mental) aufbrechen und nach den Details fragen
(Wie funktioniert der Katalysator? Individuelle Lebensgeschichten?).
- Zusammenfassung von verwandten Einzelobjekten zu einer Struktur.
Beispiele: Anordnung von Autos nach Preis und Verbrauch
Für Mathematiker: generating functions, moduli spaces
- Baumstrukturen (Hierarchien, Entscheidungsbäume,
geschachtelte Klassifikation)
- Imagine... ⊕
- Aus verschiedenen Blickwinkeln sehen. Verschiedene Modelle verwenden!
- Empathie
- Simulation (im Kopf oder auf einem Computer)
- Versuchen sich ein Bild der Situation zu machen, um zu verhindern,
dass man etwas Offensichtliches übersehen hat.
- Was ist das Schlimmste das passieren kann?
Was ist das Beste das passieren kann?
- Fantasie und Fiktion
- Heuristiken und Mathematik ⊕
- Einfache Regeln aufstellen, die zum Ziel führen.
- Welche Aspekte kann man vorerst ignorieren?
- Analyse eines vereinfachten mathematischen Modells
- Struktur, Algebra, Axiomatisierung, Logik, formale Sprachen
- Vorsicht bei der unterbewussten Benutzung solcher Modelle
→ bias (Englisch)
- Black-box modelle, 'Agent'-modell (versucht ein 'Ziel' zu erreichen, 'will' etwas)
- Stetigkeit, Approximation, Interpolation (Vorhersagen)
- Diagramme ⊕
- Geometrische Modelle
- Visualisierung
- Funktionsgraphen
- Physikalische und kausale Modelle ⊕
- 'Kraft', 'Masse', 'Potential', 'Feld', ...
- Ursache und Wirkung
- Energieerhaltung, Entropie/Information
- Raumzeit, Teilchen, Stabilität
- Zufall ⊕
- statistische Modelle, Gesetz der großen Zahlen, Ausreißer
- Wahrscheinlichkeiten
- Zufall als Resource: Kreativität, Fairness, Entscheidungsfindung
- Planung ⊕
- Was kann man schon im Voraus machen?
- Aufbau eines Zukunftsmodells
- Sonstiges
- Geh nochmals durch die Liste und kombiniere die Einsichten miteinander
- Die beste Zeit zum Nachdenken ist nachdem man ein Problem gelöst hat.
Erkunde die Konsequenzen und analysiere die Lösung. Was kann man damit noch machen?
- Ergänze diese Liste.
Bemerkungen
Diese Liste ist weder vollständig noch spezifisch. Wenn man zum Beispiel über
Mathematik nachdenkt, dann sollte man Aspekte wie 'diskret/kontinuierlich', 'endlich/unendlich'
oder 'Dimension' bedenken.
Wenn man andererseits über Kunst nachdenkt, wären die Kategorien 'Farbe' und 'Form' wichtig.
Ich hoffe aber, dass diese Kollektion zumindest ein erster Schritt sein kann, um sich
über ein Thema Gedanken zu machen.
Hier geht es zurück.